Der Marienaltar
Der MARIENALTAR von 1463 (neue Pfarrkirche St. Marien in Linz/Rhein)
KÖLNER TAFELMALEREI gestiftet von Tilmann Joel für die am 10. Oktober 1462 geweihte Ratskapelle auf dem Marktplatz in Linz.
Die geöffnete Feiertagsseite des Altares zeigt sieben Szenen aus dem Leben Mariens und Christus.
Drei Szenen entfallen auf die Altarflügel
und vier auf die Mitteltafel.
Der Goldhintergrund verbindet alle Szenen miteinander.
Im geöffneten und geschlossenen Zustand des Altares ist der Stifter – Tilamnn Joel - präsent.
Verkündigung (aussen, geschlossener Altar)
Die entscheidenden Worte:
" Ave Maria gra(tia) plena dominus tecum Benedicat in ..."
finden sich auf einem Schriftband.
Dabei sind die Buchstaben so gesetzt, dass sie aus Sicht von Maria - beginnend am unteren Ende des Schriftbandes - lesbar sind.
Goldene Strahlen treffen das Haupt Mariens. Den Strahlen entlang folgt das nackte Kind (mit geschultertem Kreuz) und die Taube des Heiligen Geistes.
Kreuzigung (aussen,geschlossener Altar)
Drei kleine Engel sammeln mit goldenen Kelchen das Blut aus der Seitenwunde sowie der linken und rechten Hand des Gekreuzigten.
Der Betrachter empfindet eher feierliche Andacht, als schmerzhafte Trauer.
Entsprechend sind Maria und Johannes wiedergegeben.
Der Stifter - Tilmann Joel - ist vor Maria kniend in seiner Kanonikertracht dargestellt. Vor ihm sein Stifterwappen.
Sein Gebet wird durch ein leeres Schriftband angezeigt.
Als Kennzeichnung des Ortes liegt ein überlanger Hüftknochen zu Füßen von Johannes. Der sonst übliche Totenschädel am Fuß des Kreuzbalkens fehlt.
Die Innenseite des Marienretabels
Die Bildfolge im Inneren läßt vermuten, dass die Anordnung der einzelnen Szenen mit den mittelalterlichen Stundenbüchern zu vergleichen ist. Die Bildauswahl mit genauer Festlegung auf sieben Szenen entspricht den Stundengebeten des Marienoffiziums, verteilt auf die Wochentage.
Die vier Bilder der Innentafel stehen in Berdeutung für die vier Evangelien und/oder die vier Kardinalstugenden – Weisheit, Gerechtigkeit,Stärke und Mäßigung. Die drei Szenen der Flügel syambolisieren nicht nur das Zeichen der Dreifaltigkeit, sondern auch die drei göttlichen Attribute: Glaube, Hoffnung und Liebe.
Immer wieder wird das Alte mit dem Neuen Testament in den Szenen zum Ausdruck gebracht.
Linker und rechter Altarflügel – drei Darstellungen
Der linke Altarflügel zeigt ein weiteres Mal die Verkündigung an Maria.
Im Gegensatz zu der Darstellung auf der Altaraußenseite steht der Engel vor Maria. Auch seine Kleidung ist anders. Die Mantelschließe zeigt das Stifterwappen. Der Stifter schließ sich (somit) dem Gruß des Engels an.
In der linken oberen Ecke erscheint Gottvater mit Engeln im Gefolge. Seine Arme hat er segnend ausgebreitet. Von ihm geht das Strahlenbündel mit dem Christuskind, dem geschulterten Kreuz und der Taube hinab zu Maria.
In ihrem Heiligenschein wird Maria als Heilige Maria und Mutter Christi bezeichnet.
Auf dem rechten Altarflügel befinden sich zwei Themen, die jedoch als Einheit zu sehen sind:
unten das Pfingstwunder und oben die Marienkrönung.
In der Darstellung der Marienkrönung hält Christus als Weltherrscher die Weltenscheibe in seiner linken Hand, die höchstwahrscheinlich die älteste Darstellung der Stadt Linz sowie der St. Martin Kirche zeigt; ebenso die Stadtmauer, die Stadttore und die Burg.
Die Innenseite – vier Darstellungen der Mitteltafel
CHRISTI GEBURT
Die Anbetung des Kindes durch Maria und Josef und die Anbetung der Hl. Drei Könige finden am selbem Ort statt. Der Hintergrund beider Szenen geht ineinander über, denn der rechte Arm des mittleren Königs wurde bewußt in diese Szene eingebracht (rechter Bildrand)
WEISSAGUNG DES SIMEON
Die Darbringungsszene verbindet das Alte Testament mit dem Neuen Testament. Die Vorderseite des Altares zieren in den Stein gemeißelte Apostelfiguren. Deutlich ist links Petrus mit dem Schlüssel und rechts daneben Johannes mit dem Kelch zu erkennen.
Das Altarbild darüber zeigt auf der linken Seite Moses mit den Gesetzestafeln, in der Mitte die Opferung Isaaks und rechts König David mit der Harfe.
ANBETUNG DER HL. DREI KÖNIGE
Der Zusammenhang zwischen Altem und Neuem Testament wird hier ebenfalls durch die Zeichnung des Adlers auf dem Mantel des älteren, vor Maria knienden Königs dargestellt. Der Adler ist Sinnbild für Christus und ein Zeichen der Erneuerung. (Psalm 103,5; König David: "... dass deine Jugend dem Adler gleich sich erneuere ...")
BEGEGNUNG MARIENS MIT DEM AUFERSTANDENEN CHRISTUS
Die Form der Thronbank in dieser Szene lehnt sich der des Altares bei Darbringung im Tempel an. Die Vorderseiten der Armlehnen zeigen zwei Märtyrer in den Muldennischen: links ist der Heilige Georg, rechts ein Ritter mit Schild - vielleicht der heilige Gereon zu erkennen. Auf den Armlehnen sitzt jeweils ein Löwe, womit der Thron mit dem Thron Salomons identisch ist.
Die Rückenlehne ähnelt dem oberen Abschluss des Flügelaltares aus der Darbringungsszene und endet mit ihm auf gleicher Höhe.